Mit Blick in den Sternenhimmel einschlafen, aufwachen in der Natur, draußen frühstücken: Die Campingsaison startet im Mai richtig durch. Plätze sind gut gebucht. Manche wollen da sogar länger bleiben.
Die Mai-Feiertage stehen vor der Tür, natürlich hoffen da auch die Betreiber und Betreiberinnen von Campingplätzen auf gutes Wetter. Jetzt soll die Saison so richtig losgehen, Corona-Beschränkungen gibt es nicht mehr, aufatmen ist angesagt.
Dementsprechend entspannt optimistisch blickt Christiane Kalteis vom Camping Wiedhof in Waldbreitbach im Westerwald auf die kommenden Tage. Trotz des noch nicht idealen Wetters seien der Wiedhof und der Campingplatz Wiedschleife bereits um Ostern herum gut besucht gewesen. Für die anstehenden Feiertage im Mai sei zwar schon alles ausgebucht, häufig finde sich aber spontan noch ein Plätzchen für einen Camper.
Trendurlaub Camping
„Die Menschen sind froh und dankbar, dass es wieder losgeht und alles ohne Maske möglich ist“, sagt Kalteis. Über zu hohe Sprit- oder Strompreise habe sich bislang niemand beschwert. Kalteis, die sich zusammen mit ihrem Mann um zwei Campingplätze, ein Restaurant und eine Ferienwohnung kümmert, sagt, sie hätten die Preise für touristische Übernachtungen extra nicht erhöht. So wollten sie für eine gute Auslastung den Sommer über sorgen.
Generell boomt das Campen in all seinen Ausprägungen. Rund 509.000 Campinggäste hat das Statistische Landesamt 2002 in Rheinland-Pfalz gezählt. 2022 sind es mit rund 990.000 Gästen schon fast doppelt so viele gewesen. Im vergangenen Jahr gab es 3.008.628 Übernachtungen auf ausgewiesenen Flächen mit zehn und mehr Stellplätzen im Land.
Die Nachfrage sei gleichbleibend hoch, bestätigt der Geschäftsführer des Verbands der Campingwirtschaft Rheinland-Pfalz und Saarland, Heinrich Lang. Sowohl die grüne Wiese als auch der Fünf-Sterne-Superior-Campingbetrieb seien zunehmend gefragt. „Wir erleben eine sehr starke Ausdifferenzierung der Preise für die Übernachtung“, erklärt Lang. Je nach Ausstattung des Campingbetriebes liege die Spanne zwischen 10 und über 50 Euro für zwei Erwachsene mit Fahrzeug.
Zielgruppe will in die Natur und ein soziales Leben
Dabei muss es gerade für die jüngeren Camper nicht immer das große Wohnmobil sein. Kalteis sieht immer häufiger kleinere Busse, die auch im Alltag genutzt werden können. Der Bestseller für alle Altersklassen sei jedoch die freie, grüne Wiese mit Strom und Wasser, ohne Parzellen, die genau festlegten, wer wo zu stehen oder zu zelten habe. Außerdem schätzten die Besucher und Besucherinnen gut ausgebaute, saubere sanitäre Anlagen. „Unsere Zielgruppe will in die Natur und sich mit anderen treffen“, weiß Kalteis.
Wein-Liebhaber und -Liebhaberinnen unter den Campern hat das Weinhaus Geiger im Blick. Auf einem terrassenförmig angelegten Gelände hinter dem Weingut im südpfälzischen Dierbach finden bis zu 30 Wohnmobile Platz. Brötchenservice, Ver- und Entsorgung, die Nutzung des Stroms und der sanitären Anlagen sowie WLAN inklusive. „Unser Stellplatz ist hauptsächlich an den Wochenenden und über Feiertage besucht“, berichtet die Seniorchefin Helga Geiger. Dann habe auch die Weinstube des Weinguts geöffnet. Viele Gäste kämen aus der näheren Umgebung.
Sie sind es auch, die häufig länger an einem Standort bleiben als ein paar Nächte, beobachtet Lang: „Es gibt eine Tendenz zum Dauercamping.“ Meist lägen die Herkunftsorte der Dauercamper etwa eineinhalb Stunden entfernt um den jeweiligen Campingbetrieb. Viele kämen aufgrund der Nähe auch aus Belgien, den Niederlanden oder Luxemburg nach Rheinland-Pfalz.
Klischeebild des Dauercamper wird weniger
Steuerrechtlich spricht man dann von Dauercamping, wenn der Mietvertrag über mehr als 180 Tage läuft. Auf dem Gelände von Kalteis etwa gibt es Camper, die einige Monate des Jahres im Ferienhäuschen verbringen, sogar im Winter. Meist handele es sich hier um Rentnerinnen und Rentner, gibt Kalteis an.
Laut Lang dagegen werden Dauercamper immer jünger. „Das wird von jungen Familien zunehmend als günstige Problemlösung für die Wochenenden und den Kurzurlaub entdeckt, zumindest in einer gewissen Familienphase.“ 30, 40 Jahre lang an einem Standort zu bleiben wie bei den „alten“ Dauercampern, die man als Klischeebild vielleicht noch im Kopf hat, das gebe es heutzutage nicht mehr. Zumal ein dauerhaftes Wohnen mit Hauptwohnsitz auf Campingplätzen umstritten ist.
Allerdings: Die Zahl der Dauercampingstandplätze in Rheinland-Pfalz lässt sich nicht genau benennen, wie Lang erklärt, sie wird auch vom Statistischen Landesamt nicht erfasst. Sie sei jedoch stagnierend bis rückläufig, so Lang. „Das liegt daran, dass in der Regel das Touristikcamping deutlich lukrativer ist.“ Aufgrund der starken Nachfrage würden frei werdende Dauercampingplätze häufig lieber Touristen angeboten.
Dementsprechend hoch werden Häuschen von Dauercampern wie es sie beim Camping Wiedhof gibt, gehandelt. Die maximal 50 Quadratmeter großen Komplexe - in eine feste Behausung eingekapselte Wohnwagen, liebevoll gepflegte Holzhäuser und sogar kleine gemauerte Häuser - werden laut Christiane Kalteis an Nachfolger meist für 5000 bis über 70.000 Euro verkauft, je nach Ausstattung.