Von Achslast bis Zuladung: Die 10 wichtigsten Fragen zum Wohnmobil-Gewicht
Du fragst dich, warum du dich mit dem Thema Wohnmobil-Gewicht so genau befassen sollst? Wir versprechen dir: Du wirst froh sein, diesen Artikel gelesen zu haben – spätestens dann, wenn du auf deiner Reise plötzlich von der Polizei aus dem Verkehr gefischt wirst und mit deinem Wohnmobil auf die Waage musst, um die Zuladung zu kontrollieren. Doch beim Wohnmobil-Gewicht geht es nicht nur um Verkehrsregeln, sondern vor allem um die Sicherheit von dir und deiner Familie. Wir geben Antwort auf die 10 wichtigsten Fragen rund um das Wohnmobil-Gewicht!
1.) Welche Gewichtsklassen von Wohnmobilen gibt es?
Ob gekauft, gemietet oder von Freunden geliehen: Bevor du dich hinter das Steuer eines Wohnmobils setzt, solltest du seine Gewichtsklasse checken. Die Gewichtsklasse ergibt sich aus dem zulässigen Gesamtgewicht des Fahrzeugs (auch zulässige Gesamtmasse genannt) und ist in der Zulassungsbescheinigung im Feld F1 oder F2 eingetragen. Sie bestimmt darüber, ob du es mit deiner Führerscheinklasse überhaupt fahren darfst. Man unterscheidet insgesamt drei Gewichtsklassen: Wohnmobile unter 3,5 Tonnen sind am beliebtesten, denn sie dürfen mit jedem Führerschein gefahren werden. Für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen brauchst du den alten Führerschein Klasse 3 – oder du musst den kleinen LKW-Führerschein C1 machen. Die Schwergewichte über 7,5 Tonnen sind nur selten anzutreffen. Für sie brauchst du den großen LKW-Führerschein der Klasse C.
2.) Wie finde ich das Gewicht meines Wohnmobils heraus?
Wenn vom Wohnmobil-Gewicht die Rede ist, ist damit zunächst meist das Leergewicht gemeint. Das Leergewicht gibt an, wieviel dein Fahrzeug auf die Waage bringt, bevor du es für die Reise beladen hast. Komplett leer ist es dabei allerdings nicht: Für das Leergewicht werden ein gefüllter Kraftstoff- und Wassertank, zwei Gasflaschen und ein Fahrer von durchschnittlichem Gewicht mit einkalkuliert. Auch der Verbandskasten, das Reserverad, notwendiges Bordwerkzeug und Warndreieck fallen mit unter das Leergewicht. Um das Leergewicht herauszufinden, musst du nur einen Blick in die Fahrzeugpapiere werfen: Der Wert findet sich im Feld G. Das Leergewicht solltest du kennen. Aus dem zulässigen Gesamtgewicht abzüglich des Leergewichtes ergibt sich nämlich die erlaubte Zuladung – also das Gewicht, das mit Gepäck und Passagieren mit an Bord darf.
3.) Wie wird ein Wohnmobil gewogen?
Damit du auf der sicheren Seite bist, solltest du dein Wohnmobil vor der Reise wiegen lassen. Dazu muss es vollständig beladen sein – auch alle Passagiere inklusive deines Hundes und die Fahrräder darfst du nicht vergessen. Eine Fahrzeugwaage findest du bei Wohnmobil-Händlern und in LKW-Werkstätten. An einigen Standorten des TÜV oder des ADAC gibt es ebenfalls Fahrzeugwaagen, die du nutzen kannst. Vereinbare einen Termin oder fahr zu den Öffnungszeiten vorbei und parke dein Reisemobil auf dem markierten Bereich. Am besten lässt du dir das gemessene Gewicht vom Personal schriftlich geben. Bei manchen Anbietern ist das Wiegen kostenfrei, andere erheben eine Gebühr von 10 oder 20 Euro. Gut angelegtes Geld: Ab 30 Prozent Überladung droht ein Bußgeld von 235 Euro und ein Punkt in Flensburg!
4.) Was ist bei Wohnmobilen über 3,5 Tonnen zu beachten?
Wenn von Wohnmobilen über 3,5 Tonnen die Rede ist, sind damit Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen gemeint. Selbst wenn das tatsächliche Wohnmobil-Gewicht inklusive Beladung darunter liegen sollte, gelten für Camper mit der Gewichtszulassung von über 3,5 Tonnen besondere Gesetze. Zunächst darfst du diese Fahrzeuge nur mit dem alten Führerschein Klasse 3 (vor dem Jahr 1999) oder dem LKW-Führerschein C1 fahren. Der neue Führerschein Klasse B (nach dem Jahr 1999) reicht nicht aus. Außerdem gelten besondere Geschwindigkeitsbeschränkungen und Verkehrsregeln für diese Dickschiffe unter den Reisemobilen: Außerhalb von Ortschaften darfst du maximal 80 und auf Autobahnen 100 Kilometer pro Stunde fahren. Außerdem gelten Überholverbote und Durchfahrverbote für LKW auch für Camper über 3,5 Tonnen.
5.) Wie viel Zuladung ist bei einem Wohnmobil erlaubt?
Die Zuladung ist beim Wohnmobil-Gewicht das A und O: Sie legt fest, wie schwer Gepäck und Passagiere insgesamt sein dürfen. Die mögliche Zuladung ergibt sich aus dem zulässigen Gesamtgewicht abzüglich dem Leergewicht des Fahrzeugs. Beide Gewichtsangaben findest du im Fahrzeugschein. Beim Mieten oder Kaufen eines Campers solltest du darauf achten, dass die Zuladung ausreichend ist – das Fahrzeug also ein möglichst geringes Leergewicht hat. Möchtest du deine E-Bikes mit auf die Reise nehmen, brauchst du ein Reisemobil mit hoher Zuladung – denn alleine die Räder wiegen rund 80 Kilogramm. Für Einsteiger stellt sich oft die Frage: Wie viel Zuladung brauche ich? Als Faustregel gilt: Für zwei Personen sollten mindestens 200 Kilogramm, für 4 Personen mindestens 400 Kilogramm einplanen – längere Reisen können auch mehr Zuladung erfordern.
6.) Was zählt alles zum Gesamtgewicht von einem Wohnmobil?
Mit dem Gesamtgewicht ist das Gewicht gemeint, das dein Fahrzeug zum aktuellen Zeitpunkt tatsächlich auf die Waage bringt. Zunächst also einmal das Wohnmobil selbst mit seinem Leergewicht, dass du im Fahrzeugschein finden kannst. Dabei sind die gefüllten Tanks für Kraftstoff und Wasser, die Gasflaschen und Zubehör wie Bordwerkzeug, Reserverad und Verbandskasten sowie ein Fahrer mit einem Gewicht von 75 Kilo schon eingerechnet. Alles, was du mit auf die Reise nimmst, kommt noch dazu: Kleidung, Körperpflegeprodukte, Essen und Trinken, Küchengeräte, Zubehör. Auch die Passagiere darfst du nicht vergessen – inklusive der Kinder und deinem Hund. Wenn du Fahrräder oder den E-Roller huckepack oder einen Dachkoffer mit Campingmöbeln mit in den Urlaub nimmst, zählt auch das zum Wohnmobil-Gesamtgewicht.
7.) Wie kann ich beim Beladen Gewicht sparen?
Erfahrene Camper geizen häufig mit jedem Gramm beim Gepäck. So weit musst du nicht gehen, doch Gewicht zu sparen ist nicht verkehrt. Ein weniger voll beladenes Wohnmobil zeigt ein besseres Fahrverhalten und ist sicherer – jedenfalls, wenn die Ladung dabei auch richtig verstaut ist. Pack also nur das ein, was du wirklich brauchst. Im Sommer reicht eine kleine Gasflasche, Lebensmittel kaufst du am besten am Zielort ein. Viel Gewicht kannst du sparen, wenn du Fahrräder vor Ort mietest, statt deine eigenen mitzunehmen. Auch bei Campingmöbeln solltest du auf ein geringes Gewicht achten. Wasser bekommst du unterwegs auf jedem Campingplatz und an vielen Tankstellen und Raststätten. Am besten machst du den Wassertank daher nicht komplett voll. Achte beim Packen darauf, schwere Gegenstände nach unten und leichtere nach oben zu legen.
8.) Was passiert, wenn mein Wohnmobil überladen ist?
Die Begrenzung der Zuladung hat gute Gründe: In erster Linie geht es um Sicherheit. Das Fahrzeug ist nur für ein bestimmtes Maximalgewicht ausgelegt. Bei einem höheren Gewicht wird das Fahrverhalten negativ beeinflusst – die Bremswege sind länger, es lässt sich schwieriger lenken und der Verschleiß wichtiger Fahrzeugteile wird erhöht. Das ist auch der Grund, warum die Versicherung oft nicht zahlt, wenn ein überladenes Wohnmobil einen Unfall hat. Auch der Kraftstoffverbrauch schießt in die Höhe. Fällt die Überladung bei einer Verkehrskontrolle auf, kann es teuer werden. Zwar gilt eine Toleranz von 5 Prozent, darüber gibt es jedoch Bußgelder und ab einer Überladung von 20 Prozent einen Punkt in Flensburg. Im Ausland kann es noch teurer werden – in Belgien, Großbritannien oder Spanien sogar einige Tausend Euro.
9.) Was ist, wenn die Zuladung meines Campers nicht ausreicht?
Wenn du einen Camper gemietet hast und feststellst, dass die Zuladung nicht reicht, dann hilft nur: Gepäck abspecken! Tipps zum Reduzieren des Wohnmobil-Gewichtes findest du unter Punkt 7. Hast du allerdings ein Wohnmobil gekauft und dann womöglich Nachwuchs bekommen und mehr Gepäck, brauchst du einen Plan B. Der könnte lauten: Wohnmobil auflasten! Es ist möglich, das zulässige Gesamtgewicht für dein Reisemobil zu erhöhen. Bei manchen Wohnmobilen liegt ein Fahrwerk vor, das ohne technische Anpassungen aufgelastet werden kann – bei anderen sind Umbauten notwendig. Dazu gehört die Verstärkung der Federn und eventuell auch andere Räder und ein ABS. Für die Auflastung solltest du dich bei einem Experten beraten lassen. Nach der Auflastung muss der TÜV die Änderung abnehmen und das Verkehrsamt trägt sie in die Papiere ein.
10.) Welche Rolle spielt die Achslast beim Wohnmobil-Gewicht?
Ein häufig vernachlässigter Wert beim Wohnmobil-Gewicht ist die sogenannte Achslast. Denn auch hier gibt es gesetzliche Beschränkungen, wie viel die Vorderachse und die Hinterachse deines Campers maximal schultern dürfen. Die Achslast muss unbedingt eingehalten werden, auch dann, wenn du insgesamt das zulässige Gesamtgewicht nicht überschreitest. Deshalb ist es wichtig, das Gepäck möglichst gleichmäßig auf Vorderachse und Hinterachse zu verteilen. Die Achslast findest du im Fahrzeugschein unter Ziffer 16. Vorsicht: Insbesondere bei Wohnmobilen mit großer Heckgarage kann es schnell passieren, dass die Hinterachse zu schwer beladen wird. Das Gewicht der jeweiligen Achse kannst du herausfinden, indem du beim Wohnmobil-Wiegen erst nur mit der Vorderachse, danach nur mit der Hinterachse auf die Waage fährst.
Fazit: Mit dem richtigen Wohnmobil-Gewicht sicher in den Urlaub
Jetzt weißt du, warum du das Wohnmobil-Gewicht im Auge behalten und was du beim Beladen deines Campers beachten musst. Am Anfang mag dir das etwas kompliziert erscheinen. Aber spätestens ab der zweiten oder dritten Tour wird das Thema Gewicht zur Routine und du kannst gut einschätzen, wie viel Gepäck du wirklich brauchst – und auch das Wiegen geht schnell von der Hand. Wir wünschen dir eine allzeit gute und sichere Fahrt!